Chronik meiner Drosselung

Die Debatte um die Drossellung der Telekom, der ihr zu recht den Namen Drosselkom einbrachte, hat sich mittlerweile ein wenig abgekühlt. Aus der Welt ist sie aber noch nicht und da ich seit heute, nach sieben Monaten, endlich wieder DSL habe, liefere ich nun meinen Erfahrungsbericht dazu ab.

Angefangen hat alles im November letzten Jahres: mein Umzug zum 01.12. stand fest und so informierte ich meinen Provider (1&1) darüber. Mir war klar, ganz glatt wird der Übergang nicht laufen, aber ein oder zwei Wochen ohne Internet wird schon irgendwie gehen. Wie sehr ich mich im Zeitraum doch irrte.

Immerhin war ich nicht komplett vom Internet abgeschnitten: von 1&1 bekam ich für eine Weile einen Surf-Stick zur Verfügung gestellt. Jedoch nur mit einem begrenzten High-Speed-Kontingent. Für die restliche Zeit musste mein Handy herhalten, mit einem noch geringerem Kontingent. Kurzum: ich war permanent gedrosselt, auch wenn ich zumindest überhaupt ein bisschen im Netz machen machen konnte.

Probleme durch die Drosselung

Viele ältere Mitmenschen, aber auch jüngere für die Internet lediglich ein Synonym für Facebook ist konnten mein Leid nicht verstehen als ich auch noch im Januar kein DSL hatte. Diesen Leuten klarzumachen, dass ich recht aktiv im Netz arbeite, war nicht immer einfach. Hier mal eine Übersicht welche Probleme ich plötzlich hatte:

  • Ich besitze keinen Fernseher, wozu auch, in meiner 1-Zimmer-Wohnung ist dafür erstens kein Platz und zweitens kann ich über’s Internet alles streamen was ich sehen will. Bist du jedoch „auf bis zu 64 kbit/s“ gedrosselt, klickst du irgendwann nicht mehr auf irgendwelche Videos: der Browser meldet eine Zeitüberschreitung und bricht den Verbindungsversuch ab.
  • Internetradio funktionierte auch nicht mehr.
  • Von meinen Webservern existieren derzeit nur Backups auf Seiten der Hoster, lokal bei mir liegt seit Dezember kein Backup mehr. Über FTP bekomme ich zwar keine Timeouts, aber die schiere Menge der Daten würde laut Zeitschätzung des Clients mehrere Tage benötigen.
  • Ab und zu möchte ich auch mal etwas spielen. Blöd, dass ich fast nur Onlinespiele besitze. Das Spielen an sich ist, ausser bei Echtzeitstrategiespielen, nicht das Problem. Sondern, dass diese Spiele gelegentlich ein Update bekommen und diese gerne ein paar hundert Megabyte umfassen.
  • Neben DSL läuft auch mein Telefon über meinen Provider. Sämtlich Telefonate musste ich über mein Handy führen, was auf Dauer ziemlich teuer ist.
  • Von der Uni gibt es alle Unterlagen fast nur digital und auch der Austauch unter uns Studenten läuft übers Netz. Natürlich kam ich an die Unterlagen, aber dafür ging Zeit und Energie drauf die ich gern woanders genutzt hätte.
  • Meine Dropbox … nun ja, laut Schätzung des Clients dauert das noch 4 Tage die 35GB zu synchronisieren. Ein Betrieb des Cients während meiner Kontingentzeit war undenkbar.
  • Ich installierte Downloadmanager um abgebrochene Downloads nicht neu starten zu müssen. Und alles ab 30MB ist mind. einmal abgebrochen.
  • Meinen E-Mail-Client musste ich so einstellen, dass nichts automatisch geladen wird, da sonst mind. zwei Anfragen parallel liefen, sich die Bandbreite teilten, dadurch noch länger brauchten schliesslich mit einem Timeout endeten.
  • Und das Surfen durchs Netz ist einfach eine permanente Qual wenn eine Website zum Laden mehrere Minuten benötigt. Wenn schön viele und große Bilder enthalten sind sogar eine halte Ewigkeit. Natürlich mit Timeouts und dem permanenten neuladen der Seite bis alle Inhalte oder zumindest der Text komplett geladen sind.
  • uvm.

Warum so lange? / Die Zeitlinie der Ereignisse.

Meinen ersten Telekom-Techniker-Termin hatte ich Mitte Dezember, leider erkrankte der Techniker und ich bekam einen neuen Termin Mitte Januar. Früher wäre nur unter der Woche vormittags gegangen. Als Student extrem scheiße.

So saß ich am 12.01. brav von 8-12 Uhr in meiner Wohnung und wartete. Um 13 Uhr rief ich bei 1&1 an und erkundigte mich warum der Techniker nicht kam. Anscheinend ging dieser nur zum Verteiler an der Straße und vollbrachte dort sein Werk. Laut 1&1-Support kann es bis 18 Uhr dauern bis die Konfiguration vor Ort im System gespeichert ist … ah ja …
Ihr ahnt es schon: nix ist passiert.

Am 14.01. bekam ich eine SMS, dass meine Störungsmeldung eingegangen ist und am 15.01. dass Entstörungsmaßnahmen durchgeführt wurden und mein Anschluss nun beobachtet wird. Klingt als ob ich DSL hatte? Weit gefehlt. Es wurden zwar Maßnahmen durchgeführt und meine Leitung beobachtet, dass diese aber kein Signal sendete oder empfing schien niemanden zu interessieren.

Am 16.01. hing ich mit meinem Handy für 20min. im Support:

Ich: Mein DSL geht immer noch nicht.
1&1: Einen Moment bitte, ich schaue nach … hier steht: „der Auftrag ist kaufmännisch nicht abgeschlossen.“

Ich: Aha …
1&1: Keine Ahnung was das heißt, ich verbinde Sie mit <irgendwas vertriebsmäßiges>.

1&1: Was kann ich für Sie tun?
Ich: Mein DSL geht nicht. Ihr Kollege sagt, dass .. <s.o.>
1&1: Haben Sie noch ihren Vertrag mit der Telekom?
Ich: Ich habe keinen Vertrag mit der Telekom, ich bin seit 3 Jahren bei Ihnen Kunde.
1&1: Hmm … Dann liegt es an der Leitung, ich verbinde Sie mit dem Leitungsmanagement.

1&1: Was kann ich für Sie tun?
Ich: Mein DSL geht nicht. Ihre Kollegen sagen, dass .. <s.o.>
1&1: Hier steht, dass die Leitung noch nicht geschaltet wurde. War der Techniker denn nicht bei Ihnen?
Ich: Nein. Laut ihrem Kollegen am Samstag musste der nicht ins Haus.
1&1: Hm … bleiben Sie bitte dran, ich muss kurz einen Kollegen fragen … Hallo?
Ich: Ja?
1&1: Sie müssen leider noch ein wenig Geduld haben, aber als Entschädigung kann ich [..]

Diese Qualität des Support hatte ich fast immer, doch ich muss gestehen zwei- oder dreimal hatte ich echt gute Mitarbeiter am Handy. Wo ist Marcel Davis wenn man ihn braucht? ^^

Ein Highlight der Geschichte ist die SMS vom 21.01. in der stand, dass am 23.11. ein Techniker vorbeikommt. Da sich irgendwer vertippt haben muss rief ich bei 1&1 an um den tatsächlich Termin zu erfahren. Die Antwort wollte ich aber gar nicht hören: die SMS war ein Fehler im System, man habe nicht vor einen Techniker zu schicken …

Am 07.03. erhielt ich folgende SMS:

Sehr geehrter Kunde, Ihr 1&1 DSL-Anschluss ist wieder voll funktionsfähig. Haben Sie noch Fragen? […]

Ja, habe ich. Warum habe ich immer noch kein DSL? Wer hat meine Leitung geprüft? Und warum lügt diese Person?! ^^

Der 12.03. war auch toll: ich bekam in der Uni einen Anruf von nem Telekom-Techniker „er stünde nun vor der Tür“, blöd nur, dass mir 1&1 nichts davon erzählt hat. Er konnte aber wohl einen Fehler ausserhalb des Hauses beheben – ausgereicht hat es nicht: immer noch kein DSL.

23.03. Der Telekom-Techniker war wieder da und konnte diesmal auch in meine Wohnung: zwei Kabel gehen draussen in den Hausanschluss und auch Richtung hausinternen Verteiler, aber nur eines kommt an. Das andere verschwindet irgendwo und genau an das muss mein Kabel angeschlossen werden.

Es folgten wochenlange Versuche die Haustechniker zu erreichen und so oft herzubestellen bis deren Arbeit endlich abgeschlossen war.

Am 18.06. hat es mein Vermieter dann auch mal geschafft sich darum zu kümmern. Doch anscheinend hat einer der Techniker mich falsch verdrahtet, denn mein Router hat nun zwar eine Verbindung zu Vermittungsstelle, kann sich jedoch nicht einloggen.

Es folgte eine weitere teure Runde mit dem Handy beim 1&1 Support. Ich musste meine Fritzbox viermal auf Werkseinstellungen zurücksetzen, einen sog. „erweiterten Stromreset“ durchführen und bei Gott schwören auf Groß- und Kleinschreibung geachtet zu haben – leider kappte mein Handy die Verbindung da mein Guthaben aufgebraucht war. Einen Rückruf erhielt ich nicht.

Am Folgetag rief mich ein endlich kompetenter Mitarbeiter an und gab mir, nach zwei Minuten, einen Telekom-Techniker Termin. Leider kam der nicht zu der vereinbarten Uhrzeit, sondern wesentlich später als ich gerade unterwegs war. Also habe ich mir einen neuen Termin geben lassen zu dem der Techniker gar nicht erst auftauchte. Als Grund wurde mir „Kapazitätsprobleme aufgrund der vielen Unwetter der Region“ genannt, aber auch nur weil ich nachfragte. Von sich aus hat mir 1&1 überhaupt keine Informationen gegeben.

Doch heute, um 19 Uhr klingelte es plötzlich an der Tür: es war ein Telekom-Techniker! Meine Verwunderung war groß, denn der eigentliche Termin war erst in drei Tagen – zum Glück war ich gerade zu Hause, sodass er mein DSL reparieren konnte.

Fazit

Wir alle haben uns sehr daran gewöhnt, dass alles online verfügbar ist. Denke ich zurück an all die LAN-Partys von Früher, auf denen wie verrückt Daten getauscht wurden, weil das 56k-Modem bzw. die ISDN-Leitung Ewigkeiten brauchte, fühlte ich mich sieben Monate wieder wie in den 90ern.

Die kommenden Tage werde ich mal schauen, was ich bezl. „Schadensersatz bei Internet-Ausfall vom Provider“ unternehmen kann.