Kein Karneval und massig verkleidete Menschen in Bonn? Dann war es wohl wieder so weit: die Convention aller Anime- und Manga-Fans öffnete ihre Pforte, die AnimagiC. Drei Tage Programm vollgestopft mit Anime, Mangas, Games, Showgroups und natürlich jeder Menge Cosplayer.Für uns, Erynnien und Sennewood, war es die erste AnimagiC und Anime-Convention überhaupt. Vergleiche mit Vorjahren oder anderen Cons sind daher nicht möglich. Der Artikel beginnt mit den Veranstaltungstagen und endet mit allgemeinen Eindrücken.
Freitag, 29. Juli
Die Messe begann für mich mit zwei Episoden Black Butler in einem der beiden Anime-Kinos. Ciel Phantomhive und sein teuflisch guter Butler Sebastian Michaelis erleben allerlei Abenteuer, doch verbindet die zwei ein düsteres Geheimnis: ein Pakt mit dem Teufel.
Die erste von zwei Staffeln umfasst 24 Episoden plus einem Special.
Im Anschluss darauf saß ich bei der Vorführung von Eden Films. Ich wusste nicht so recht was mich erwartete und wurde mit einem selbstgedrehten Film überrascht. Positiv waren die zahlreichen Anspielungen auf diverse Anime und Filme. Da der Film im großen Saal gezeigt wurde, war meine Erwartung sehr hoch, zu hoch wie mir schnell bewusst wurde. Mittendrin liefen die Credits durch Bild und dann ging es plötzlich doch weiter. Es folgte ein Trailer des zweiten Teils der direkt darauf begann. Der Film war lustig und die Umsetzung der Story gut, jedoch erschien das Gesamtwerk recht konfus.
Mit Kakurenbo: Hide & Seek, der von Regisseur Shuhei Morita und Charakterdesigner Daisuke Sajiki komplett am heimischen Rechner erstellt wurde, gab es an diesem Abend eine halbe Stunde Gänsehaut. Hier ein Fan-Trailer der eine unglaublich gute Stimmung erzeugt:
Achtung: Spoiler!
Der letzte Punkt auf unserer Tagesordnung war die Vorführung von Fate/Stay Night: Unlimited Blade Works – der, ohne die Serie zu kennen, was auf uns zutrifft, lückenhaft wirkt. Aber er macht Lust auf mehr und früher oder später werden wir uns die Serie definitiv ansehen.
Samstag, 30. Juli
Die erste Serie des Samstags war Gosick. Es geht um den jungen, japanischen Austauschstudenten Kazuya Kujō der zusammen mit Victorica in einem fiktiven europäischen Land einem Geheimnis aus alter Zeit auf der Spur ist. Die ersten beiden Folgen wurden gezeigt und es hat definitiv Lust auf mehr gemacht. Der Manga erschien bereits 2003, der Anime folgte dieses Jahr. Ich fand, dass der Anime ein klein wenig was von Detektiv Conan hatte, wenn auch spannender und mysteriöser erzählt.
Der nächste Programmpunkt hat mich persönlich ein wenig enttäuscht. Die ersten beiden Episoden Sound of the sky von Regisseur Mamoru Kanbe (u. a. bekannt durch Elfen Lied) führen einen in das doch recht beschaulich wirkende Helvetia. Man lernt alle Hauptprotagonisten kennen, besonders Kanata, die unbedingt Trompete spielen will, aber so musikalisch ist wie Fingernägel auf der Tafel. Sie beschließt sich bei der Armee zu melden, um dort ihren großen Traum, Trompeterin zu werden, zu erfüllen.
Enttäuscht hat mich die Serie, da sie auf mich nach zwei Episoden durchschaubar wirkte und der Titel mir mehr versprach als da zu sein scheint. Am Besten, man schaut sich die Serie selber an.
Mit Eureka Seven: Good night, sleep tight, young lovers kam einer der Höhepunkte des Tages für mich. Der Film ist vom Inhalt her anders als die Serie, da ich diese noch nicht kenne, störte mich das wenig.
Der 6 jährige Renton und seine Freundin Eureka leben gemeinsam in einer Forschungsstation in Warschau. Eines Tages wird Eureka entführt, was Renton mit ansehen musste.
8 Jahre später ist Renton der Pilot seines Mechas Nirvash. Und wie es der Zufall will, findet er Eureka wieder. Gemeinsam werden kleine und große Abenteuer erlebt und dunkle Geheimnisse kommen ans Licht.
Das Ende wirkte ein wenig verwirrend á la Neon Genesis Evangelion auf mich, aber vielleicht kommt ja noch der eine Film, der das Ende erklären soll.
Ebenfalls am Samstag fand die Siegerehrung der Cosplayer der AnimagiC statt. Ich hatte das Glück und saß in der zweiten Reihe wodurch ich eine wirklich gute Sicht auf alle Kostüme werfen konnte und möchte allen Cosplayern, die sich viel Mühe beim Erstellen machten, meine Anerkennung ausprechen – so viel Liebe zum Detail sah ich zuletzt nur auf der RPC in Köln.
Als Abschluss des Tages war Eden of the East geplant. Laut Programm sollte es mit “Air Communication” beginnen, der Zusammenfassung der Serie, doch jemand entschied sich stattdessen die ersten fünf Episoden der Serie zu zeigen. Gegen 23:30 Uhr, als die gezeigte Episode zu Ende war, wurde das Publikum über den Wechsel des Programms informiert und gebeten sich zu überlegen, ob man nun den Film sehen oder doch lieber erst zu Hause die Serie beenden wolle. Wir entschieden uns für Letzteres. Dank diverser Verkaufsstände konnten wir uns alles am darauf folgenden Tag auf BluRay kaufen. Die Serie stellen wir in einem kommenden Artikel vor. Eines vorweg: die Reihe ist noch nicht abgeschlossen.
Da wir uns entschlossen den Film “Der König von Eden” nicht zu sehen, schafften wir es noch zur zweiten Vorstellung der Europapremiere von Last Exile – Fam, the silver wing. 3 Monate vor den Japanern hatten wir also die Chance die Fortsetzung der Serie Last Exile zu sehen. Ich muss gestehen, dass ich das Ende der Serie nicht mehr im Kopf habe (folglich mal wieder ansehen), aber ich bin mir sicher, dass die Hauptfiguren, Fam und Giselle, in der ersten Serie noch nicht mit gespielt haben. Das Setting ist auch ein wenig anders, spricht man doch nicht mehr von Van-Ships, sondern von Vespas. Ebenso bekämpfen sich zwei andere Länder, nämlich das Königreich von Turan und die Ades Federation. Spannend von Anfang bis Ende der ersten Folge, mindestens genauso actionreich wie der Vorgänger. Allerdings ist die Animation der Umgebung wesentlich hochwertiger als bei Last Exile.
Interessant fand ich ebenfalls, dass das Publikum aufgefordert wurde, nach Ende der ersten Episode zu bleiben und ggf. ein kleines Interview zu geben, wie einem die erste Folge gefallen hat.
Die Weltpremiere fand übrigens in den USA bei der Anime Expo in Los Angeles statt.
Sonntag, 31. Juli
Schon mal versucht mit jemanden synchron etwas zu sprechen? Nein? Dann wäre der Synchro-Workshop etwas gewesen. Am Sonntag versuchten wir eine der heiß begehrten Synchro-Rollen zu ergattern, leider ohne Erfolg.
Der Workshop wurde unter professioneller Anleitung geführt, was auch hieß, dass es einige Kritik hagelte und Szenen oft wiederholt wurden. Bis zu diesem Zeitpunkt dachten wir immer, dass das sicher ganz einfach sei, einer Figur seine Stimme zu verleihen, doch weit gefehlt.
Zwar liegt dem Sprecher der Text vor, auch Take genannt, und bekommt sowohl das Original als auch das schon bisher synchronisierte zu hören, aber es ist gar nicht so leicht mit der eigenen Stimme die richtigen Emotionen passend zum Bild zu präsentieren. Zum Glück konnte ein Take mehrmals aufgenommen werden, also alles kein Problem, wenn es einen Textpatzer gab.
Der Workshop lief das ganze Wochenende über, es gab also genug Chancen sich den Workshop anzuschauen und selber mitzuwirken.
Was darf auf einer Anime-Con nicht fehlen? Genau, ein Zeichenworkshop. Auch dieser Workshop lief das ganze Wochenende und selbst wenn Pause war, konnten Interssierte in den Raum und dort zeichnen was das Zeug hielt. Ich habe am Workshop Paradies City teilgenommen, der sich vor allem mit der Perspektive auseinandersetzte. Endlich konnte ich diesen ganzen Kram aus der Schule in meine eigenen Bilder umsetzen und durfte wieder einmal feststellen, es ist doch einfacher als gedacht. Geleitet wurde der Workshop von einer Mitarbeiterin der COMICADEMY, die viele Tipps aus der Praxis gab und sogar verriet, was ich vorher nicht wusste: In vielen Mangas wird jeweils nur eine Hintergrundvorlage benutzt. Daran sitzt der Zeichner zwar seine 2-3 Tage, allerdings kann aus dieser Vorlage immer wieder ein Ausschnitt verwendet werden und somit ein einfacher und doch wirkungsvoller Hintergrund im Manga entstehen.
Gut fand ich auch, dass sowohl Papier als auch Stifte gesponsert wurden. Mir waren die Stifte von Copic zu teuer, allerdings gibt es auch hier die günstigere Alternative von Faber. Auch konnte das Programm Mangashop (die Manga-Version des Photoshops) getest werden, ich hatte damit meine Problemchen, aber mit der richtigen Einweisung ist das sicher kein Problem. Mal schauen, wann ich meine Karriere als Mangazeichnerin starte ^^
Der letzte Film der AnimagiC für uns war Tales of Vesperia, er erzählt die Vorgeschichte des gleichnamigen auch hierzulande erschienenen Xbox-360-RPGs. Die Story ist überschaubar, aber der Film lebt auch mehr von den Charakteren: der strenge aber faire Kommandant, der rebellische Soldat, der prinzipientreue Soldat inkl. Vaterkomplex und vielen anderen die sehr harmonisch eine gute Geschichte erzählen.
Allgemeines
Der Zaun
Ich möchte kurz auf den Zaun zu sprechen kommen der das Gelände vor neugierigen Blicken schützte. Der Andrang auf die Convention war so groß, dass alle Kombi-Tickets für Freitag und Samstag schon am Freitag ausverkauft waren. Viele “Besucher” die ohne Tickets am Samstag anreisten, standen somit vor verschlossener Tür bzw. der Security. Ich stelle mich ganz klar auf die Seite der Veranstalter, denn gerade wenn ich Cosplayer bin, kaufe ich mir doch im Vorfeld ein Ticket und hoffe nicht auf mein Glück. Im Netz findet sich in einigen Blogs das Argument, dass viele Leute ein Ticket für Freitag+Samstag kauften, aber am Samstag gar nicht kamen. Ich habe nicht nachgezählt, aber das Gelände war voll, nicht fast voll, nein VOLL.
Wer von euch also gedenkt nächstes Jahr die AnimagiC zu besuchen kauft seine Karte/n lieber rechtzeitig.
Betroffene oder Leser mit mehr bzw. anderen Informationen dürfen diese gerne als Kommentar hinterlassen.
Das Essen
Die Verpflegung auf dem Gelände war gut, Klassiker wie Bratwurst und Pommes waren ebenso vorhanden wie ein Sushi-Stand der auf einer Anime-Convention nun wirklich nicht fehlen darf. Größe der Portionen und Preise waren “Messe-Typisch”, einzig das Sushi war mir persönlich zu teuer – in Bonn gibt es viele exzellente japanische Küchen (sogar nahe der Convention) die günstiger sind. Angereiste, die nicht so gut mit japanischem Essen versorgt sind wie die Bonner, werden sich über das Sushi bestimmt gefreut haben und lecker sah es allemal aus.
Die Fotografen
Warum Canon und Nikon keinen Stand auf der AnimagiC hatten ist mir schleierhaft – gefühlt jeder Fünfte hatte eine Kamera dabei, i.d.R. sogar eine DSLR (Digit. Spiegelreflexkamera). Gerade Cosplayer mit originalgetreuen Outfits standen einer schier endlosen Horde Fotografen gegenüber. Am Rande war ich Zeuge einer unschönen Szene, als zwei Mädels im Schatten sich ausruhen wollten, aber weiterhin gebeten wurden “nur mal kurz” zu posieren und sagten kurz darauf entnervt den Fotografen ihre Meinung. Ob die Mehrheit der Cosplayer von all den Kameras begeistert oder abgeschreckt ist, vermag ich nicht einzuschätzen.
Fazit
Drei Tage großartige Cosplayer bewundern, Anime schauen und Workshops besuchen macht irre viel Spaß, kostet aber auch Energie. Wir waren für euch von Morgens bis Abends in Action um diesen Artikel so umfangreich wie möglich zu gestalten. Die Convention ist wirklich großartig und vielleicht hat der ein oder andere Leser ja nun auch Lust bekommen nächstes Jahr dabei zu sein.