Vom 26.-28. Juli fand die größte Star Wars Convention überhaupt statt. Dieses Mal hatte Deutschland das Glück Veranstaltungsort zu sein, genauer gesagt die Messe Essen. Doch so “wonderful” war die Convention nicht.
Ein Jedi und ein Sith schlugen sich tapfer durch den Dschungel aus Merchandise, Miniaturen und Monstern um euch nun von den Erschütterungen der Macht zu berichten.
Organisation und Preise
Auch wenn es eine nette Idee war den Räumen Star Wars bezogene Namen zu geben, wäre es sinnvoller gewesen die Originalnamen der Räume zu verwenden oder wenigstens diese Namen auf den eigenen Raumplänen zu notieren. Am ersten Tag hatten wir große Schwierigkeiten uns zu orientieren.
Die Tagesplanung fand im Vorfeld über die Website statt, konnte aber auch vor Ort mittels Programmheft oder App erledigt werden. Alle drei Varianten boten leider wenig Übersicht und Überschneidungen musste jeder selbst herausfinden.
Preislich lag die Convention in der oberen Liga:
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Tagesticket: ~ 50€
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3-Tages-Ticket: ~ 105€
- Jedi Master VIP: 550€
Die VIP Tickets hatten durchaus ihre Vorzüge, ob der Preis gerechtfertig war wage ich zu bezweifeln. Die VIP-Lounge mit freien Getränken und Schnittchen war nett (die Media-Lounge lag direkt nebenan) und überall als erstes rein zu dürfen ist auch klasse, genau wie exklusive Goodies. Aber für 445€ kann man sich auch schon ziemlich coole Sammlerstücke kaufen.
Es gab immer etwas zu tun
Während der gesamten Zeit gab es Vorträge zu allerlei Themen rund um Star Wars, zusätzlich aber auch Veranstaltungen die fortlaufend stattfanden. Als kleine Spielerei nebenbei waren überall QR-Codes der “Celebration Europe Bounty Hunt” versteckt die mit der convention-eigenen App gescannt werden mussten. Obwohl ich meine Augen offen hielt, habe ich nicht alle entdecken können.
In einer eigenen Halle konnten Besucher Fanausstellungen und -projekte bewundern. Selbstverständlich war die 501st vertreten, aber auch die Rebel Legion. Beide zeigten ihre großartigen Kreationen und informierten über ihr jeweilie Gruppe. Das Saber Projekt war ebenfalls vor Ort und zeigte, dass es nicht immer Hasbro sein muss und wenn doch, was damit alles angstellt werden kann.
Wer sich für Sammlerstücke interessierte besuchte The Rancho Obi-Wan Experience in der ausgewählte Stücke der größten privaten Star Wars-Sammlung zu bewundern waren. Bei manchen Stücken fragte ich mich ob sie wirklich so wertvoll sind. Ein paar Meter weiter hatten Händler ihre Stände und verkauften kleine Actionfiguren für 725€ und beantworteten meine Frage.
Für Kinder gab es einen eigenen Spiel- und Bastelbereich der rund um die Uhr Aktivitäten anbot. So konnten Fans mit Kindern ebenfalls anreisen wenn sie niemanden zum Aufpassen finden konnten. Von diesem Angebot machte leider nicht jeder Gebrauch.
Freitag
Bevor es um die positiven Erlebnisse des ersten Tages geht, zuerst die negativen. Sowohl bei Das Einmaleins des Droidennachbaus und Star Wars und Mythologie standen wir, trotz pünktlichem Erscheinen vor verschlossenen Türen. Pünktlich ist eben ungleich rechtzeitig – der Raum war jeweils bereits lange vorher Ausgangspunkt einer Warteschlange. Wir und andere Besucher bekamen nicht mal mehr Stehplätze.
Die internationale Star Wars-Fangemeinde
Gerald Home hat unter anderem einen Mon-Calamari-Offizier gespielt, der in einer kurzen Szene von “Rückkehr der Jedi-Ritter” hinter Admiral Ackbar zu sehen ist. Seine bedeutendere Leistung besteht im Engagement für diverse Star Wars Fanclubs. Zusammen mit Tim Veekhoven vom belgischen Star Wars Fan Club und Ates Cetin von Yildiz Savaslari bestritt er das Panel, ohne sich groß um den schweigenden vierten Mann zu kümmern, der wohl auch irgendwie Chef eines Fanclubs gewesen sein muss.
Home war dabei der offensichtlich geübteste Redner, die besten Fanclub- Stories hatte jedoch Cetin dabei. Die Beschreibung des Darth Vader vom Taksin-Platz war genauso genial wie die Geschichte vom türkischen Star-Wars-Banausen, der Lukes Vater ketzerisch mit Shredder aus Ninja Turtles verwechselte.
Alles in allem war der Vortrag sehr unterhaltsam und ein guter Start ins Convention-Wochenende. Home, Veekhoven und Cetin zelebrierten zum Schluss den Neustart der Star Wars Outer Rim Alliance, einer internationalen Community für Star Wars Fans.
Eine Star Wars X-Wing Proberunde
Auf der Celebration konnten wir das Basisspiel von “Star Wars X-Wing” testen. Das unter anderem von Fantasy Flight Games und dem Heidelberger Spieleverlag vertriebene Miniaturenspiel hat zumindest der hellen Seite der Berichterstattung großen Spaß gemacht. Der Bodenplan ist bedauerlicherweise fanmade und nicht Teil des Spiels.
Natürlich kann das Spiel nicht mit der Komplexität eines Battletech mithalten, die Kämpfe in wendigen Raumschiffen über den endlosen Weiten des Weltraums waren dafür leicht zu lernen und besaßen erstaunliche taktische Tiefe. Hätte der Rebellenpilot zu Anfang auf den zwei volle Runden verschwendenden Angebersalto verzichtet, die ihm entgegenstürzenden Tie-Fighter hätten nicht den Hauch einer Chance gehabt. Don’t drink and fly (spaceships)!
Figurenpanorama und Fannachbauten
Die vielgepriesenen Nachbauten berühmter Filmkulissen nahmen sich eher enttäuschend aus. Die Räume des Millenium Falcon waren okay, doch die Cantina hinterließ einen bescheidenen Eindruck. Einfach ein Torbogen mit ein paar verkleideten Leuten vor einem direkt aus der Brauerei geliehenen Stahltresen – Nein Danke.
Dafür lieferten die Star Wars Panoramen aus Actionfiguren den Beweis, dass Größe nur dann wichtig sein kann, wenn die Ausführung stimmt: Liebevoll gestaltete Momentaufnahmen von Darth Vaders Initiierung zur dunklen Seite und den Festivitäten aus “Eine neue Hoffnung” trieben auch hartgesottenen Besuchern ein Lächeln auf’s Gesicht. Aus dem richtigen Winkel konnte man sogar interessante Fotos von Leia schießen ;)
Ein Nachmittag mit dem Imperator
Als Senator Palpatine und später als Darth Sidious ist Ian McDiarmid eine ganz besondere Person. Was viele nicht wissen: er spielte auch schon vor über 30 Jahren den Imperator. Die Stage Wars Einlage war sehr unterhaltsam und die böse dunkle Imperatorstimme kam oft zum Einsatz ;)
Die Rückkehr der Jedi-Ritter im Freiluftkino
Zum 30-jährigen Jubiläum des Films gab es am Freitag den Film in der Originalfassung im Grugapark zu bewundern. Eine großartige Idee, auch wenn ich mir gewünscht hätte pro Conventiontag jeweils eine Episode zu sehen.
Samstag
Der erste Tag des Wochenendes begann mit einem Ausblick auf Star Wars Rebels … jedenfalls fast. Der Programmtext lautete:
Exklusiv für die Celebration Europe gibt es einen ersten Einblick in die Produktion von Star Wars Rebels, eine spannende, völlig neue Animations-TV-Serie, die 2014 herauskommen soll. (..) Rebels ist zeitlich zwischen Episode III und IV angesetzt. Dieses Zeitalter umfasst nahezu zwei ahrzehnte Star Wars-Geschichte, die noch nicht verfilmt wurde. Genauere Informationen über die Show sind noch ein streng ehütetes Geheimnis, aber die Fans werden bei der Celebration Europe einen ersten Einblick in die Produktion erhalten.
Klingt spannend, oder? Leider hieß es mal wieder, dass keine Details genannt werden, weshalb es letzen Endes nur ein bisschen Artwork und das offizielle Logo der Serie zu sehen gab – und Beteuerungen, dass es „awesome“ wird …
Der Kostümwettbewerb
Viel gibt es nicht über den Wettbewerb zu sagen: von okay bis krass waren, wie auf Conventions üblich, alle Kostümqualitäten vorhanden. Als Darth Malgus die Bühne betrat rastete das Publikum komplett aus! Näher am Original hätte niemand sein können und der Applaus wollte nicht abebben.
Was mir als Sith-Anhänger sauer aufstößt war die Vergabe des Preises für das beste Kostüm der Celebration Europe: vor Beginn des Wettbewerbes wurde bekanntgegeben, dass das Publikum entscheidet wer diesen Preis erhält … doch anscheinend schmeckte den Veranstaltern nicht, dass ein Sith gewinnen könnte und so bekam ein kleines hübsches Mädel den Preis. Die Aktion war nicht schön, passte aber ins Bild, mehr dazu in meinem Fazit.
Klartext von einer Prinzessin: Carrie Fisher
Die Darstellerin von Prinzessin Leia machte sich mit:
„Everyone wants to talk about Star Wars, let’s talk about Star Trek!“
nicht gerade Freunde, auch wenn es natürlich hoffentlich ironisch gemeint war. Ihr Hund zerlegte derweil einen Stoff-Ewok, was Warwick ein bisschen persönlich nahm :)
Ihr Stage Wars Auftritt, in der sie zusammen mit Warwick die Szene nachspielten in der sie sich im Film zum ersten Mal trafen, war einer der besten – der Sprung hinter das Sofa hat wohl niemand erwartet. Es gab ein nettes Behind-the-Scenes Video und ganz viele Berichte vom Dreh. So sollte bspw. erst ein Double Jabba erwürgen, aber das wollte sie sich nicht nehmen lassen ;)
Sonntag
Der letzte Tag begann für uns mit dem Vortrag Verschollene Geheimnisse aus Die Rückkehr der Jedi-Ritter. Gezeigt wurden Fotos die während der Produktion geschossen wurden und, wenn ich es richtig verstanden habe, bisher nie gezeigt wurden, genau wie zwei Videos. Das erste zeigte einen Testdreh der Rancor-Scene in Jabbas Palast in der ein Darsteller zu diesem Zweck ein Gorilla-Kostüm trug. Später entschied man sich dann für den Rancor eine Puppe zu verwenden.
Das zweite Video war jedoch wesentlich interessanter. Es handelte dabei um die Schlussszene des Films im Ewokdorf nachdem das Imperium besiegt wurde, allerdings statt des Yub-Nub Gesangs der Ewoks mit englischen Chorgesang und so geht das Lied los:
Freedom, we got freedom;
And now that we can be free,
Come on and celebrate.Celebrate the freedom;
Celebrate the power;
Celebrate the glory;
Celebrate the love.
Den kompletten Text findet ihr hier: http://starwars.wikia.com/wiki/Ewok_Celebration
Ein Blick ins Programm offenbarte uns, dass in ein paar Minuten der Auftritt von Mark Hamill (Luke Skywalker) sein würde und wir machten uns sofort auf den Weg.
Nachdem Warwick Davis unter tosendem Applaus die Bühne erobert hatte war klar: Für diesen Teil der Show erwartete den Zuschauer Besonderes! Und auch wenn Mark Hamill schon längst nicht mehr die jugendliche Frische von einst versprüht, sein Auftritt gehörte zum Besten was an diesem Wochenende auf der Celebration Stage zu sehen war.
Der in ein recht unvorteilhaftes Hemd gekleidete Altmeister der Coolness wurde nicht müde, seinen Moderator an jeder möglichen Stelle mit Anekdoten aus dem Star Wars Universum zu bombardieren. So kamen die Fans in den Genuss gekonnter Harrison Ford-Parodien und durften aus erster Hand erfahren, wie ekelhaft die blaue Milch tatsächlich geschmeckt hatte.
Und auch wenn Hamill im Vorfeld unverschämt hohe Preise für ein Autogramm verlangte (120€), mit seinem Auftritt redete er sich direkt zurück in die Herzen der versammelten Fangemeinde. An dieser Stelle muss außerdem dem Umstand Respekt gezollt werden, dass er als Einziger der geladenen Prominenz das Star Wars Quiz gewann. Mit 11 von 10 möglichen Punkten – was mit Hilfe der Macht nicht alles möglich ist …
Die Schlusszeremonie
Die Abschlusszeremonie fand direkt im Anschluss an Hamills Auftritt statt und präsentierte sich beinahe durchgehend als reingewaschene Marketing-Nummer. So oft “awesome”, “wonderful” und “experience” in einem Satz zu verwenden, muss die Animateure einige Mühe gekostet haben. Sehr merkwürdig war auch eine Szene die direkt einer Dokumentation über Gehirnwäsche und Medienmanipulation entsprungen schien: Da saßen geschätzte tausend Celebration-Besucher, die sich gute fünf Minuten von einem Zusammenschnitt der letzten drei Tage berieseln ließen. Nach dem Motto “Das habt ihr gesehen – das denkt ihr darüber!” kommentierte ein gut gelaunter Moderator abwechselnd mit einer supercoolen PR-Stimme, wie, man ahnt es, “awesome” sich die “experience” für Besucher und Aussteller gleichermaßen anfühlte.
Einen schönen Moment hatte die Abschlusszeremonie dann aber doch. Als die sichtlich geschaffte Organisatorin der Messe von ihrer Freude über das gute Gelingen und die vielen Besucher berichtete, fiel das Beifall klatschen um einiges leichter. Wenn jemand so viel Herzblut in eine Sache steckt, dann ist das schwer zu verurteilen auch wenn sich der Rest der Zeremonie wie gesagt etwas zu amerikanisch präsentierte.
Fazit von Christian – Helle Seite
Dieser Jedi verspürte seine tiefsten Moment der Verbundenheit mit der Macht in dem Moment, als die letzten Minuten von “Rückkehr der Jedi Ritter” über die Freilicht- Leinwand flimmerten. Das Gefühl, zusammen mit vielen anderen einen mittlerweile sehr alten Film zu sehen, von dem sich alle immer noch gleichermaßen beeindrucken ließen, war grandios.
Nicht so grandios waren die viel zu kleinen Veranstaltungsräume für einige der Vorführungen, sowie die merkwürdig verschlungene Architektur der Messe Essen. Auch war das Event für Normalsterbliche eigentlich viel zu teuer – für den Preis hätte ich doch einiges mehr an gebotenem Inhalt erwartet.
Fazit von Sennewood – Dunkle Seite
Als Blogger hatten wir das Glück einen Media-Pass zu bekommen um über die Star Wars Celebration zu schreiben. Hätte ich den regulären 3-Tages-Preis bezahlen müssen, wäre meine Stimmung wohl mieser. Zweimal standen wir vor verschlossenen Türen, weil der Raum voll war und von der Klimaanlage der Messe möchte ich gar nicht erst anfangen.
Dass vor jedem Auftritt Warwick Davis das gleiche Vorstellungsvideo gezeigt wurde fand unglaublich nervig. Ich habe das mind. sechs Mal gucken müssen. Ja, es gab Leute mit Tageskarten die ihn nicht kannten, aber einmal am Tag hätte gereicht. Alternativ hätte man komplett darauf verzichten können.
Müsste ich wählen was mir besser gefällt – Jedi oder Sith – sind es die Sith. Entsprechend enttäuscht war ich, dass ausser von Fanorganisationen kaum Input für Anhänger der dunklen Seite geliefert wurde. Die plötzliche Regeländerung beim Kostümwettbewerb, als ein dunkler Lord der Sith unerwartet Publikumsliebling wurde, machte es nur noch schlimmer.
Versteht mich bitte nicht falsch: die Convention gefiehl mir durchaus, aber aufgrund meinen Erfahrungen mit anderen Conventions sind 50€ unverhältnismäßig viel für die gebotene Leistung.
tl;dr
Da geht mehr.