Ohne ein bestimmtes System (also Spiel) komplett zu erklären, möchte ich auf dieses ungewöhnliche, zeitintensive und überaus kreative Hobby aufmerksam machen.
In Deutschland ist eines der bekanntesten Pen&Paper Rollenspiele “Das schwarze Auge” (DSA), welches in den meisten Läden neben dem ebenso bekannten “Dungeons & Dragons” (D&D) oder “Shadowrun” zu finden ist. Daneben gibt es noch unzählig viele weitere Systeme, deren Aufzählung alleine schon mehrere Artikel füllen würde. Hier soll es allerdings nur um die Grund-Grundlagen des Hobbies gehen.
Was ist ein Rollenspiel?
Jeder mag spannende Bücher und Filme. Aber mal ehrlich: wie oft hast du schon deinen Fernseher angeschrien: “Nein, nicht da lang!”. Doch auch der Einsatz von energisch geworfenen Chips hilft nicht: wenige Sekunden später ist das Unglück bereits passiert. Wäre es nicht toll in die Handlung eingreifen zu können? Dann ist ein Pen&Paper Rollenspiel genau das Richtige für dich. “Pen&Paper”, also “Stift und Papier” deshalb, weil kein Computer von Nöten ist um diese Art von Rollenspiel zu spielen. Du brauchst nur einen Stift und deinen Charakterbogen, sowie: Radiergummi, Regelbücher, Würfel, je nach System noch mehr Würfel und natürlich Fantasie und auch davon eine ganze Menge.
Auszug aus dem NerdImpact Spielleiterhandbuch.
Der ultimative Vorteil eines Pen&Paper Rollenspiels sind die Teilnehmer selbst, denn die einzige Grenze, die es gibt, ist die eigene Fantasie. Dadurch ist ein Spielerlebnis möglich welches ein Videospiel niemals vermitteln kann. Denn in einem Videospiel können nicht alle Ideen auf die ein Spieler kommen könnte umgesetzt werden – es würde schlicht zu lange dauern es zu programmieren und somit zu viel kosten.
Beispiel 1:
Die Spielercharaktere stehen vor einem (geschlossenen) Tor der Stadtmauer. Anders als in einem Roman weiß niemand was passieren wird und der Spielleiter fragt: “Was werdet ihr nun unternehmen?”, von “Wir drehen um und gehen woanders hin” über “Wir gehen näher heran und sprechen mit der Stadtwache” bis “Wir erschießen die Wachen, sprengen das Tor und brandschatzen die Stadt” ist einfach alles möglich.
Beispiel 2:
Ein Charakter hat die Aufgabe einen Barkeeper zu verhören um wichtige Informationen zu bekommen. In einem 08/15 Videospiel gibt es nur die Optionen ihn verbal einzuschüchtern oder vielleicht mit Geld zum reden zu kriegen. Ohne diese programmierten Grenzen ist der Spieler jedoch zusätzlich in der Lage den Barkeeper zu beschatten, irgendwo eine Wanze anzubringen oder die Telefonleitung anzuzapfen. Nicht zu vergessen all die anderen Optionen die euch vielleicht beim lesen gerade eingefallen sind.
Das Beispiel klingt nicht nach klassischer Fantasy à la “Herr der Ringe”? Richtig, es entstammt “Shadowrun”, einem Cyberpunk Rollenspiel welches im Jahre 2070 spielt. Nur weil es “Pen&Paper” heißt, muss es ja nicht immer wie im Mittelalter zugehen.
Eine neue Gruppe gründen
Möchtest du als Einzelperson einer Gruppe beitreten werden viele Fragen schon im Vorfeld mit dem Spielleiter geklärt. Möchtest du mit Freunden eine neue Gruppe eröffnen und keiner hat bisher Erfahrungen mit Pen&Paper Rollenspielen, hier ein paar Tipps um einen guten Start hinzulegen:
Überlegt euch in welchem Setting/Genre ihr zu spielen gedenkt: Fantasy, SciFi, Horror, Cyberpunk, usw. – damit grenzt ihr die verfügbaren Systeme effizient ein und informiert euch über diese, damit ihr keine bösen Überraschungen erlebt: im Falle von “Dungeons & Dragons 4”, um ein reales Beispiel zu nennen, wurde dem deutschen Verlag die Lizenz entzogen, sodass es von den vielen Regelbüchern lediglich drei auf deutsch gibt – wer des Englischen nicht mächtig ist steht also vor einem Problem.
Genau wie Software entwickelt sich ein Rollenspiel immer weiter:
- DSA 4.0 –> DSA 4.1
- D&D 3.0 –> D&D 3.5 –> D&D 4.0
Grundsätzlich kann ich einer kompletten Gruppe Einsteigern dazu raten, sich die aktuelle Version zu zulegen. Von Version zu Version werden neue Regeln hinzugefügt, komplizierte vereinfacht und sinnfreie gestrichen. Bei Recherchen im Internet behaltet folgenden Satz im Hinterkopf: “In der Mitte liegt die Wahrheit” – denn je nach Änderungen zwischen den Versionen sind die Meinungen nicht immer neutral. So werden alte Rollenspieler die die Version 2 ihres Systems seit 20 Jahren spielen alles Neue verfluchen und Spieler der Version 4 Lobeshymnen singen. Zwischen den Zeilen zu lesen bringt die nötigen Antworten.
Fazit
Wenn du auf der Suche nach einem Hobby bist, dass du gemeinsam mit deinen Freunden betreiben kannst, gerne liest, und ein Abenteuer mit Hilfe deiner Fantasie erleben möchtest ist Pen&Paper genau das Richtige für dich (und deine Freunde).
Die Verlage bieten oft auch Probe-Abenteuer an um einen Abend lang das Spiel testen zu können. Wenn danach keine Zweifel mehr bestehen, kannst du bedenkenlos ein Grundregelwerk kaufen.