Webcomics – Von Pointen und Geschichten

Webcomics haben oft nur eines gemein: Die freie Verfügbarkeit. Ansonsten tummeln sich die unterschiedlichsten Genrevertreter unter diesem Überbegriff. Hier findet ihr eine Kurzvorstellung persönlicher Lieblingscomics.

By: Tim Buckley, cad-comic.com

Mein allererster Webcomic hieß “Order of the Stick” und handelte von einer Gruppe Strichmännchen, die sich mit Schwert und Magie durch das Verlies eines toten Magiers schlugen. Sie suchten nach dem bösen Lich “Xykon”, rissen andauernd Witze über Dungeons & Dragons, und versagten mit schöner Regelmäßigkeit bei jedem Versuch, sich irgendwie heldenhaft zu benehmen.

Was sich als klassischer Print Comic wahrscheinlich nicht lange gehalten hätte, fuhr vor ein paar Monaten die stolze Summe von 1.254.120 Dollar bei Kickstarter ein. Mit dem Geld unterstützten die Fans Autor Rich Burlew dabei, die vergriffenen Print-Ausgaben des Comicstrips neu aufzulegen. Dabei schossen die Einnahmen weit über das ursprüngliche Ziel von 57.750 Dollar hinaus. Ordentliche Zahlen für ein frei verfügbares Online-Produkt.

Mit dieser Erfolgsgeschichte steht der Comic nicht allein. Ob sich aus dem Comicstrip zweier Nerds eine Millionen Dollar schwere Convention-Reihe entwickelte (Penny Arcade von Mike Krahulic und Jerry Holkins), sich ein Printcomic-Veteran nach 25 Jahren dazu entschloss, das Internet zu übernehmen (Marc Waid mit Thrillbent), oder ein Künstler von den Spenden seiner Fans seinen Traum vom eigenen Haus verwirklichen konnte (Goblinscomics Tarol Hunt) – Webcomics sind als Nischenprodukt unglaublich erfolgreich.

Warum eigentlich? Für mich persönlich ist neben der freien Verfügbarkeit ein Punkt besonders ausschlaggebend: Es lässt sich oft live miterleben, wie ein Künstler sich über längere Zeit entwickelt. Man führe sich nur mal die Anfänge von Howard Taylor (Schlockmercenary), Alan Foreman (Same Shit, Different Day) oder Scott Kurtz (PVP) zu Gemüte und vergleiche sie mit dem aktuellen Stand. Sowohl Zeichenkünste auch auch Autorfähigkeiten haben sich eklatant verbessert – und man war dabei! So fühlt man sich im besten Fall ein ganzes Stück “näher” am Autor, und wenn der die Bildung einer Community nicht versäumt oder ignoriert hat, finden sich schnell Gleichgesinnte.

Um euch ein Beispiel für die künstlerische Entwicklung zu zeigen haben wir von Tim Buckley (Ctrl+Alt+Del) die Erlaubnis bekommen zwei seiner Comicstrips zu zeigen:

Damals 2002:


Heute 2012:

Webcomics erscheinen außerdem im Tages- oder Wochenrhytmus, und können so viel schneller Fangemeinden aufbauen, als das einem klassisch publizierten Autor möglich wäre. Natürlich verpufft der Hype auch schneller, wenn ein Autor den Erwartungen nicht gerecht werden kann. Gerade für Künstler mit kleinem Budget bleiben Webcomics eine wunderbare Möglichkeit, Geschichte und Kunstwerk an den Leser zu bringen.

Die NerdImpact Webcomic Liste

Im Folgenden eine Kurzempfehlung aller Comics, die mir eingefallen sind. Es wäre super, wenn euch noch ein paar mehr einfallen. Die Kategorisierung ist (wie alle Kategorisierungen) etwas bemüht, sie erfüllt ihren Zweck hoffentlich trotzdem.

“Pop Culture Comics” – “Nerd Comic” ist so 2003 …

Penny Arcade (Mike Krahulik und Jerry Holkins)
Der Videospiel-Comicstrip schlechthin. Früher wurde hier über Daikatana hergezogen, heutzutage wird Deckard Caines Nichte auf Wahrnehmungsstörungen untersucht. Seit 1995 online, immer noch super.

XKCD (Randall Munroe)
Bringt Mathe-Nerds und Geek-Humor zusammen. Massig Insiderwitze zum nachgoogeln.

Least I Could Do (Ryan Sohmer und Lar Desouza)
Mischt Testosteron mit Red Bull und heraus kommt…

GU Comics  (Woody Hearn)
Wer auf “it’s funny cause it’s TRUE” steht, bekommt hier die volle Packung. Der berühmte MMO-”Buzzer” kommt von dieser Seite.

Saturday Morning Breakfast Cereal (Zach Weiner)
Philosophiert sarkastisch über die “Grundfragen” der Welt.

Player Versus Player (Scott Kurtz)
Eine Comic Soap Opera über die Mitglieder eines fiktiven Gaming-Magazins.

Ctrl-Alt-Delete (Tim Buckley)
Die Hauptstory dreht sich um Ethan und seine Freunde, gerne werden in einzelnen Comicstrips auch Spiele auf die Schippe genommen.

“Epic Art Comics!” – was fürs Auge.

The Zombie Hunters (Jenny Romanchuk)
Wunderschön gezeichneter Comic, in welchem die Amateur-Eingreiftruppe der “Red Halos” in einer zombieverseuchten Welt mit allen Mitteln ums Überleben kämpft.

Red Moon Rising (Rose Loughran)
Steampunk-Comic mit Wasserfarbeneinschlag. Inmitten eines Krieges versucht Magiedilettantin Adrianna, zwischen politischen Machenschaften ihren Weg zu finden.

Thrillbent (Mark Waid)
Die Comicplattform bietet zum einen den wunderschönen Kurz-Comic “Luther”, zum anderen die laufenden Ausgaben von “Insufferable”. Darin müssen ein alternder Superheld und sein Sidekick ihren Vater-Sohn-Konflikt lösen.

Sahra Zero (Ace Plughead)
Hier geht es um Selbstbefreiung, Selbsterkenntnis, Selbstrepräsentation. Das führt zu Sex, Diagrammen und visuell-experimentellem Design. Doch, ehrlich!

Romantically Apocalyptic (Vitaly Alexius)
Worum es hier geht, ist nie so ganz klar, es sieht in jedem Fall phänomenal gut aus! Gesicherter Fakt: Es hat eine Apokalypse stattgefunden. Alles andere bleibt Spekulation.

Story Comics – Webcomics mit Geschichte!

Goblins (Tarol Hunt)
“Goblins – Life from their eyes” erzählt von den Problemen, denen man als Goblin in einer menschlich dominierten Fantasywelt so begegnet. Enthält sehr schöne Dungeon-Runs.

Erfworld (Robert Balder & Xin Ye (ab Buch 2), Robert Balder & Jamie Noguchi (Buch 1))
Epische Saga um Parson Gotti, der aus einer Pen&Paper-Sitzung heraus nach Erfworld gezaubert wurde, um der mächtigste Kriegsherr der Welt zu werden.

Order of the Stick (Rich Burlew)
Epische Saga um die “Order of the Stick”, eine recht disfunktionale Heldengruppe, die den bösen Licht Xykon stoppen will. Der plant, das hinter den Dingen lauernde Chaos zu entfesseln und so die Welt zu beherrschen.

Flipside (Brion Foulke)
Die Abenteuer einer nymphomanischen Närrin mit Persönlichkeitsspaltung und einer rauen Schwertgesellin mit weichem Herz.

Dominic Deegan (Michael Terracciano)
Hellseher Dominic kämpft unermüdlich gegen das Böse und für seine Freunde. Zur Seite stehen ihm u.a.sein treuer Kater Spark und die Halb-Orkin Luna.

Looking for Group (Ryan Sohmer und Lar DeSouza)
Der Star dieses Comics ist Warlock Richard, dessen Sprüche legendär dämlich sind. “For Pony!” wurde zum Schlachtruf unzähliger WOW-Spieler. Gleich nach “Leeroooooyyyy…”

Otherworld (Toby Gard)
Der Erfinder von Lara Croft schreibt hier an einer Geschichte über eine Welt, in der all die Verschwörungstheorien wahr sind und eine Parallelwelt hinter den Dingen existiert.

The Noob (Gianna Masetti)
Einer der ersten MMO-Comics, inspiriert von Everquest und Ultima Online. Handelt von den Abenteuern des Noobs Ohforf (uckssake), der sich mit PKs und RPlern herumschlagen muss.

Not A Villain (Aneeka)
Ein relativ neuer Science Fiction Comic, der vor allem mit seiner Geschichte punktet. Sie spielt auf drei Ebenen: Der Realität, einer virtuellen Realität namens L.I.F.E., und einem MMO-TV-Show-Crossover innerhalb von L.I.F.E.

Schlock Mercenary (Howard Taylor)
Hier begleitet man “Tagons Toughs”, die Söldnertruppe des Raumschiffs “Touch & Go”, auf ihren Missionen in der Galaxis. Plasmawaffen, Superbösewichte, interstellare Kriege und Ovalkwik inklusive.

Same Shit, Different Day (Alan Foreman)
Ein “Furry”-Science Fiction-Comic mit parallelen Handlungssträngen, sehr langen Story Arcs und ziemlich düsterem Humor.

Trying Human (Emy Bitner)
Eine junge Frau wird von Aliens entführt. Inspiriert von den Geschichten “tatsächlich Entführter”.

Supernormal Step (Michael Lee Lunsford)
Eine junge Frau ist in eine Parallelwelt voller Superhelden geraten und will wieder nach Hause. Natürlich ist das einfacher gesagt als getan. Lockere Superhelden-Action in schicken Outfits.

The Meek (D Helmer)
Dieser Comic wird zur Zeit nicht weitergeführt. Er handelt von einem Mädchen, das aus ihrer Dschungelkommune fliehen muss, und ihren Abenteuern auf der Suche nach “dem Zentrum”.

Skullkickers (Jim Zub und Chris Stevens)
Zwei großmäulige Söldner schießen und prügeln sich durch alles, was ihnen im Weg steht. Enthält eine Menge gebrochener Knochen und verschütteten Biers.

“Fertige Comics” – abgeschlossene Geschichten.

8 Bit Theater (Brian Clevinger)
Black Mage, Fighter, Red Mage, Thief und White Mage – das sind die Mitglieder der legendären Heldengruppe “Light Warriors”. Naja, eigentlich gabs da eine Verwechslung. Streng genommen gehört White Mage auch nicht dazu. Und diese Bande “Helden” zu nennen wäre… egal, lesen!

The Phoenix Requiem (Sarah Ellerton)
Alle Seraph-Inn-Comics gehören eigentlich in die “Epic Art”-Sparte. Kategorien sind nervig. Epische Fantasy-Geschichte mit den Hauptthemen Glaube, Liebe und Tod.

Inverloch (Sarah Ellerton)
Acheron, ein junger Mann der Da’Kor (eine Rasse gehörnter Wölfe), begibt sich auf die Suche nach dem verschwundenen Elf Kayn’dar. In diesem Comic wird ein sehr detailliertes Bild der die Handlung umgebenden Fantasywelt gezeichnet.

Der Tod und das Mädchen (Nina Ruzicka)
Der Tod und das Mädchen ist unglaublich witzig und düster zugleich. Der Comic handelt von einer Hassliebe zwischen den namensgebenden Protagonisten.